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Artikel: Kalkfarbe und ihre (vermeintlichen) Nachteile

Ratgeber

Kalkfarbe und ihre (vermeintlichen) Nachteile

Kalkfarbe und ihre (vermeintlichen) Nachteile

Kalkfarbe hat viele Vorteile und wird gerade in jüngster Zeit wiederentdeckt als wohngesunde Wandfarbe. Doch neben den vielen Vorteilen, die Kalkfarbe hat, gibt es auch einige nachteilige Eigenschaften, gerade im Vergleich zu herkömmlichen Dispersionswandfarben.

Wenn du ein wenig über Kalkfarben Bescheid weißt, kannst du trotzdem mit Kalkfarbe tolle Ergebnisse erzielen und deren Potential ausnutzen. Deshalb zeige ich dir hier, wie du mit den Nachteilen der Kalkfarbe so umgehst, dass dein Wandanstrich gut gelingt.

1. Nachteil: viele Begriffe zu Kalkfarbe, die verwirren

Gemeinsam haben diese Begriffe, dass ein möglichst weißer Kalkstein bei hohen Temperaturen von circa 900°C gebrannt wurde. Dieser Branntkalk (Calciumoxid) wird dann gelöscht, also mit Wasser übergossen. Dabei erhitzt sich der Kalk und das Wasser verdampft. Manchmal wird nur so wenig Wasser verwendet, dass nur das trockene Kalk-Pulver übrigbleibt. Oder man löscht mit so viel Wasser, dass der Kalk als Brei eingesumpft übrigbleibt. Egal ob trocken oder nass vorliegend, dieser Kalk kann mit Wasser angerührt und verdünnt als Anstrich verwendet werden.

 

  • Ätzkalk, = Branntkalk
  • Branntkalk, gebrannter aber nicht gelöschter Kalk
  • Calciumhydroxid, chemische Bezeichnung für gebrannten und gelöschten Kalk, Ca(OH)2
  • gefüllte Kalkfarbe, Kalkfarbe, die außer Kalk auch noch Gesteinsmehle (Kreide, Marmormehl,..) und Weißpigmente hat, um eine bessere Deckkraft zu erzielen. Die meisten im Handel befindlichen anwendungsfertigen Kalkfarben sind gefüllte Kalkfarben.
  • Kalkfarbe, eine Farbe die zum größten Teil aus Wasser und Kalk besteht und kalktypisch trocknet und abbindet - sprich carbonatisiert (dazu weiter unten mehr).
  • Kalkhydrat, = Calciumhydroxid
  • Kalktünche, verwendungsfertige einfache Kalkfarbe
  • Kalkmilch, mit Wasser verdünnter gebrannter und gelöschter Kalk (hauptsächlich für technische Anwendungen z.B. Rauchgasentschwefelungsanlagen)
  • Kalkpulver, Kalk, der noch mit Wasser angerührt werden muss.
  • Kalkstreichputz, gefüllte Kalkfarbe mit zusätzlichem Sand, um eine raue, putzähnliche Oberfläche zu erhalten. Kalkstreichputz ist aber ein Anstrich, kein Putz.
  • Kirchenkalk, hochwertiger Sumpfkalk der viele Jahre gelagert wurde und hauptsächlich von Restauratoren in Kirchen eingesetzt wird.
  • Löschkalk, gebrannter Kalkstein, der mit Wasser gelöscht wurde
  • Malerkalk, Kalk von guter Qualität, hoher Weißgrad, für Anstriche geeignet.
  • Profi-Kalkfarbe, gefüllte Kalkfarbe, die gute Qualitäten ausweisen soll
  • Streichkalk, ungefüllte Kalkfarbe, zum Streichen geeignet.
  • Sumpfkalk, Kalk, der mit Wasserüberschuss gelöscht wurde und als Kalkbrei nass gelagert wird. Gute Qualitäten lagern über mehrere Jahre.
  • Weißkalk, gebrannter und gelöschter Kalk, trocken oder nass, aus sehr reinem Kalkstein mit hohem Weißgrad.

2. Nachteil: Kalkfarbe deckt schlecht

Wenn du nur den gebrannten und gelöschten Kalk (Sumpfkalk, Streichkalk, Kalkmilch) verwendest, ist die Deckkraft eher schlecht und es werden drei bis fünf dünne Anstriche benötigt, um den Untergrund komplett abzudecken.

Allerdings ist dieser leicht durchscheinende Effekt oft gewollt und bringt eine größere Farbtiefe auf die Wand als ein platt wirkender Dispersionsfarben- Anstrich.

Gefüllte Kalkfarben, besonders wenn sie viel Weißpigment enthalten, decken fast so gut wie eine Dispersionsfarbe und zwei Anstriche reichen fast immer aus.

Grundsätzlich deckt Kalk im nassen Zustand wenig, aber sobald der Kalkanstrich getrocknet ist steigert sich die Deckkraft erheblich. Also warte geduldig, bis dein Anstrich trocken ist, bevor du die endgültige Deckkraft beurteilst.

3. Nachteil: Kalkfarbe ist dünn

Das gilt für den einfachen Kalkanstrich mit ungefüllten Kalkfarben oder Kalktünchen. Deshalb sollten solche Kalkfarben immer mit der Streichbürste gestrichen werden und nicht mit der Malerrolle.

4. Nachteil: Bei Kalkfarbe sind die Pinselstriche sichtbar

Wenn du sehr fein und dünn mit einer Streichbürste anstreichst, sieht man die Pinselstriche kaum. Aber sie sind kalktypisch und Vielen gefällt gerade diese Optik. Außerdem wird auch bei einer anderen Wandfarbe die Struktur des Pinsels oder der Malerrolle zu sehen sein, ob das dann gefälliger ist, bleibt deinem Geschmack überlassen.

5. Nachteil: Kalkfarbe wird wolkig

Ja, einige Kalkanstriche werden gerne wolkig beziehungsweise changieren farblich. Wie stark dieser Effekt auftritt, ist von mehreren Faktoren abhängig:

Je intensiver der Farbton, umso eher schattiert der Anstrich. Helle Farbtöne oder weiß changieren im Erscheinungsbild kaum.

Pigmente, die den Kalk einfärben reagieren auch unterschiedlich. Manche Pigmente schattieren eher als Andere bei gleicher Farbintensität.

Ein gleichmäßig saugender Untergrund, der nicht zu schnell die Feuchtigkeit aus dem Anstrich zieht sorgt auch für ein gleichmäßiges Auftrocknen. Deshalb kann es nötig sein, den Untergrund vorher mit Wasser zu benetzen, damit die Saugfähigkeit heruntergesetzt wird.

Nicht den ganzen Rand vorstreichen und dann erst die Fläche, sonst siehst du später die vorgestrichenen Ränder. Immer nur soweit vorstreichen, dass du nass in nass arbeiten kannst.

Rühre die Farbe während des Streichens immer mal wieder auf, dass hilft für gleichmäßige Deckkraft der Kalkfarbe.

Oft ist es so, dass die Farbe beim ersten Anstrich noch sehr fleckig aussieht und nach dem zweiten Anstrich wird es viel gleichmäßiger.

6. Nachteil: Mit Kalkfarbe sind nur pastellige Farben möglich

Wenn du nur mit Streichkalk oder Sumpfkalk und Pigmenten arbeitest, sind tatsächlich nur hellere Töne möglich. Mehr als 5% Pigmentmenge solltest du dort nicht hinzufügen, mehr kann so ein Kalk nicht binden. Die 60 fertigen Farbtöne von FESCHE WAND sind zum Teil intensiv, weil wir mit pflanzlichen Hilfsstoffen die Bindekraft des Kalkes unterstützen. Aber richtige Volltonfarben gibt es beim Kalk nicht.

 7. Nachteil: Kalkfarbe kreidet ab und ist nicht waschfest

Das muss nicht sein. Kalk kann sogar bei richtiger Anwendung im Außenbereich verwendet werden. Früher wurden fast alle Fassaden nur gekalkt. Wichtig dabei ist: ein mineralischer Untergrund, also Kalkputz oder Lehmputz oder auch Gips. Außerdem hilft eine langsame Trocknung. Nicht bei Sonneneinstrahlung streichen. Auch mehrmaliges Streichen hilft gegen Abkreiden. (Mit Abkreiden versteht man das Abfärben von gestrichenen Oberflächen, wenn du mit der Hand darüber fährst.) Und nicht zuletzt ist eine gute Qualität des Kalkes ausschlaggebend.

Übrigens kannst du Kalkfarbe wasserabweisend machen, wenn du sofort nach dem Anstrich mit einer dünnen Schmierseifenlauge die Kalkfläche überstreichst.

8. Nachteil: Kalkfarbe hält nicht auf Tapete

Das stimmt, solange du nur reinen Sumpfkalk oder Kalkhydrat verwendest. Hier sind keine Hilfsstoffe zugesetzt und der Kalk ist ganz auf die Carbonatisierung angewiesen, also die chemische Verkieselung mit einem mineralischen Untergrund. Tapete besteht nunmal aus Papier und nicht aus Stein.

Bei den gefüllten Kalkfarben oder beim Streichkalk sind pflanzliche Zucker und Pflanzengumme in geringer Menge (< 2%) enthalten, die für eine Anhaftung auf Papier sorgen. Deshalb kannst du mit zwei Anstrichen auch auf Tapete arbeiten. Schwierig wird es aber immer auf Schaumtapeten. Das ist Kunststoff, da kann sich der Kalk nicht anhaften. Diese Tapeten solltest du vorher entfernen.

9. Nachteil: Kalkfarbe ist ätzend
Das ist ein Nachteil des Kalkes und gleichzeitig ein großer Vorteil. Die hohe Alkalität mit einem pH-Wert >12,5 sorgt dafür, dass der Kalk reizend ist, vor allem für Haut und Schleimhäute. Schütze deswegen vor allem deine Augen und arbeite mit Handschuhen. Marmorböden und Holzböden müssen sicher abgedeckt werden, bevor du mit Kalk arbeitest. Das gilt auch für Glasscheiben.

Der große Vorteil dabei ist aber, dass auf Kalk, wegen der hohen Alkalität, keine Schimmelpilze wachsen und die ganze Fläche beim Streichen oder Verputzen desinfiziert ist. Gerade auch in Küchen und Badezimmer ist dies ein Effekt, der sehr lange anhält. Küchen, Keller, Ställe werden mit einem Kalkanstrich bestens und hygienisch desinfiziert. Kalk sondert keine Weichmacher ab oder sonstige giftige Stoffe. Er ist ein über Jahrtausende geschätzter und erprobter Baustoff.

Wenn du immer noch unsicher bist, welchen Kalk du verwenden kannst und was für dein Vorhaben geeignet ist, kannst du gerne Kontakt mit uns aufnehmen und wir klären, welche Möglichkeiten du für deine Wohnträume hast.